Ottmar – Prostata-OP und Lymphknotenentfernung

Psalm 23 erfahren

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Psalm 23

Mangel leiden?

Assoziierte Bilder: krank, ausgemergelt, blass, aber so fühle ich mich nicht, eigentlich geht es mir doch gut?!
Der Herr ist mein Hirte!
Assoziierte Bilder: Schafe, die dem Hirten folgen, Wiesen, Bäche, Vertrauen.
Darum leide ich keinen Mangel!
Wieviele Mängel gibt es in meinem Leben und wie oft mangelt es mir?
Wie erfahre ich den Hirten?
Seine Güte und Barmherzigkeit sind jeden Tag neu und unbegrenzt da, kein Mangel!
Er ist genug, ich genüge!
Er bringt mich auf Weideplätze mit saftigem Gras und führt mich zu Wasserstellen, an denen ich ausruhen kann.

Ruhe finden

Ausruhen – ich finde meine Ruhe, „Loslassen“ ist mein großes Thema:

  • Familie, die Kinder sind eigenständig, haben ihre eigene Familie und gehen geschäftig ihren Aufgaben nach.
  • der Beruf, in dem ich in den letzten Jahren leidenschaftlicher Auditor war. Es geht auch ohne mich. Mein Nachfolger hat sich gut eingearbeitet und schafft es alleine.
  • die Gemeinde, in der ich so viele Jahre Ältester war. Sie ist nicht mehr „mein Baby“. Sie hat sich etabliert, ist groß geworden, handelt und entscheidet anders als ich es mir vorstelle.
  • der Garten, nein, der braucht mich nach wie vor, wächst und gedeiht und wenn man nicht dranbleibt, wächst alles schneller als man es bewältigen kann.
    Er stärkt und erfrischt meine Seele. Er führt mich auf rechten Wegen und verbürgt sich dafür mit seinem Namen.

Nach der OP

Nach der Prostata Operation in 2017 wurden jetzt noch zwei befallene Lymphknoten durch ein PET-CT gefunden, die am 03.07.2020 entfernt wurden. Sehr erfolgreich. Es bestand das Risiko, dass ein künstlicher Darmausgang gelegt werden muss, was dank exzellenter Arbeit des Chirurgen nicht erforderlich war. Doch am Tag nach der OP gab es Komplikationen. Der Darm verweigerte jegliche weitere Kooperation und stellte alle seine Funktionen ein. Verdacht auf Darmverschluss, ein CT wurde erstellt. Sonntagnacht 23 Uhr, eine Endoskopie wird durchgeführt. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt, ich fühle mich etwas besser, aber im Laufe des Tages verschlechtert sich wieder mein Zustand. Der Darm muss stimuliert werden. Der Magen kann nichts mehr an den Darm weiterleiten, eine Magensonde wird gelegt, was aufgrund meiner Polypen ein schwieriges Unterfangen ist. Endlich nach mehreren Versuchen liegt die Sonde. Die Nachtschwester schließt die Tür hinter sich und genau in diesem Moment muss ich mich erbrechen. Die Magensonde kommt mit hoch und verheddert sich in meinem Hals. Ich ringe nach Luft, alarmiere die Schwester. Meine Zimmernachbarn sind ans Bett gefesselt und können mir nicht helfen. Ich kann nicht schreien, wie lang kann eine Minute sein, wenn man keine Luft bekommt? Sterben ist hart, es ist nicht romantisch, wie es mir mein Idealismus immer glauben machen wollte. Die Tür geht auf, die Schwester zieht die Sonde, ich ringe nach Luft.
Selbst wenn ich durch ein finsteres Tal gehen muss, wo Todeschatten mich umgeben, fürchte ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir.
Da steht nicht: passiert dir kein Unglück, sondern: ich fürchte kein Unglück.
Jede Sekunde war der Hirte bei mir. Keine Zweifel! Kein fragen: „Warum“?
Was ist das für ein Gott, der sich in solchen Situationen ganz nah zeigt?!
Dein Stock und Hirtenstab geben mir Trost.

Kraftlos

Die Nacht verbringe ich an vielen Schläuchen auf dem Nachtstuhl mitten im Zimmer. Die Darmaktivierung wirkt. Mit den Zimmernachbarn als Zuschauer / -hörer, wie demütigend!
Die nächsten Tage zehren an meinen Kräften, ich kann kaum etwas essen. Am Mittwochmorgen ist mein absoluter Tiefpunkt, ich kann nicht mehr, bin ausgelaugt, in mir ist keine Kraft! Ich telefoniere mit meiner Frau, sage ihr, dass ich am Ende bin. Sie muntert mich auf, wir haben es doch so weit gebracht, steh auf, gehe duschen, lenke dich ab. Komisch, es wirkt. Nach dem Duschen fühle ich mich besser. Nachdem die Infusionen entfernt sind, kann ich mich auch wieder frei bewegen. Mein erster Spaziergang, die Klinik hat einen sehr schönen kleinen Park. Die Sonne scheint, jeder Schritt fällt schwer, aber ich habe es geschafft! Vom Springbrunnen treffen mich ein paar Wassertropfen, mir kommen die Tränen, welch eine Gnade, wie schön ist es, die Natur zu erleben, die Vögel, die Blumen, die Menschen um mich herum!
Ich bekomme die erste Mahlzeit, „Suppe gebunden“. Was ist das, Tomate, Gemüse, auf jeden Fall „gebunden“, der Geschmack ebenfalls. Ich bekomme eine Whatsapp von einem Freund: „Wir denken weiter an dich, dass der gute Hirte dich auf grüne Auen und zu einem gedeckten Tisch führt!“ Ich schicke ihm ein Bild von der „Suppe gebunden“ mit dem Kommentar: Mit dem gedeckten Tisch haperts noch!
Du lädst mich ein und deckst mir den Tisch selbst vor den Augen meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl, ‚um mich zu ehren‘, und füllst meinen Becher bis zum Überfließen.
Freunde sind in der Nähe im Urlaub. Sie kommen mich besuchen, wir gehen ins benachbarte Café. Sie wundern sich, wie schnell ich wieder auf den Beinen bin. Wir danken Gott für seine Güte, dass er mir neu mein Leben geschenkt hat, er füllt meinen Becher bis zum Überfließen.
Nur Güte und Gnade werden mich umgeben alle Tage meines Lebens, und ich werde wohnen im Haus des Herrn allezeit.
Alle Tage meins Lebens, etwas hat sich verändert, ein Schalter wurde gekippt. Ich bin anders! Ich habe den Hirten erfahren!

Tiefer Frieden

Er hat mich berührt! Waren es die Sonnenstrahlen, die Wassertropfen?
Ich verspüre plötzlich einen tiefen Frieden und Dankbarkeit: Wie wäre mein Leben verlaufen ohne die neueste Technologie des PET-CT‘s ohne welche die Lymphknoten nicht gefunden worden wären, ohne den Professor, der die richtige Entscheidung getroffen hat, ohne den Zuspruch und den richtigen Rat zur rechten Zeit von meiner Frau?
Es ist seine Gnade, dass ich ihm folgen kann und darf, unabhängig davon wie der Weg verläuft, ob durchs finstere Tal oder auf grüne Wiesen oder dahin wo kein Darm sich verweigern kann, wo die Sonne der Gerechtigkeit mich umstrahlt und ich für immer in der Gegenwart des Hirten bin.
Jetzt habe ich das Leben hier neu geschenkt bekommen, jetzt gilt es weiter dem Hirten zu vertrauen und ihm zu folgen jeden neuen Tag mit dankbarem Herzen und seinem Lob auf meinen Lippen.
Jetzt merke ich, dass Loslassen befreit – es macht neugierig auf das was jetzt kommt.